Ein Tag im 2. Zyklus an der Lipschule

Im 2. Zyklus schaffen die Lehrpersonen die Voraussetzungen dafür, dass die Schüler*innen den Anforderungen, die in Zukunft an sie gestellt werden, auch gerecht werden können. Doch was bedeutet das konkret für den Schulalltag? Wir haben nachgefragt bei Tanja Steinlin, die als Lehrerin und pädagogische Co-Leiterin auf dieser Stufe tätig ist.

Tanja Steinlin, wie sieht ein typischer Tag im 2. Zyklus aus?

Um 7.30 Uhr werden die Türen geöffnet bei uns an der LIPSCHULE, mein Arbeitstag startet mit unserer sogenannten «Ankommenszeit». Dazu muss man wissen, dass die Kinder und Jugendlichen teilweise lange Schulwege haben und selbstständig mit den öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen. Sie treffen jeweils zwischen 7.30 und 8.30 Uhr bei uns ein. Unsere Lernhalle bietet ihnen verschiedene Möglichkeiten, um sich zu beschäftigen. Im Hintergrund läuft Musik, ich sitze an unserem grossen Pool-Tisch in der Mitte des Raumes. Dort kommen die Schülerinnen und Schüler vorbei, begrüssen mich, erzählen mir manchmal auch das bisher Erlebte und beginnen dann mit der Tagesplanung, die oftmals auch Trainings-Einheiten enthält. Gelegentlich setzen sich auch andere Lehrpersonen oder Mitarbeitende an den Tisch und es entstehen Gespräche zwischen Kindern und Erwachsenen. Während des übrigen Morgens begleite ich die Schülerinnen und Schüler bei der Wochenplanarbeit, die Lernagenda bietet uns vielfältige Möglichkeiten für den Austausch. Auch Inputsequenzen in verschiedenen Fachbereichen haben darin Platz. In der Pause begleite ich die Kinder an den See, über den Mittag essen wir gemeinsam. Im Anschluss steht eine kurze Ruhezeit in der Lernhalle auf dem Programm, die die meisten zum Lesen oder Zeichnen nutzen. Das gibt mir die Gelegenheit, Einzelgespräche mit den Kindern zu führen. Am Nachmittag erledige ich Aufgaben im Bereich der pädagogischen Schulleitung. Dazu gehören Gespräche mit interessierten Eltern und deren Kindern. Zudem findet nach Schulschluss um 15.45 Uhr eine wöchentliche Teamsitzung statt, auch der Austausch mit den Eltern fällt häufig in diese Zeit, oder ich beschäftige mich mit den Vorbereitungen für den Folgetag und mit telefonischen Absprachen mit Fachpersonen.

Was gefällt Ihnen daran am besten?

Die Tage sind sehr unterschiedlich und bietet viele Möglichkeiten, eine Beziehung zu den Kindern aufzubauen. Nicht nur in den Fachbereichen, sondern auch im sogenannten überfachlichen Bereich. Die Lipschule besuchen Kinder und Jugendliche zwischen 3 und 16 Jahren; der Alltag ist entsprechend vielfältig und bietet viel Abwechslung. 

Was sind die Dinge, die Ihnen weniger gefallen?

Sobald ich die Räumlichkeiten der LIPSCHULE betrete, werde ich stark beansprucht. Ich verbringe den ganzen Tag mit den Kindern – es gibt Tage, die sind sehr intensiv. Immer viele Menschen um sich zu haben, kann sehr ermüdend sein. Es braucht daher Strategien, die einem dabei helfen, im Alltag Erholungsphasen einzubauen.

Wodurch unterscheidet sich die LIPSCHULE von einer öffentlichen Schule?

Der Rhythmus und die Strukturen an der Lipschule bieten mir als Lehrerin mehr Spielraum und Freiraum, als dies an einer öffentlichen Schule der Fall wäre. Es gibt Möglichkeiten für Einzelgespräche, ich kann mir Zeit für einzelne Kinder nehmen. Auch Spontanität hat Platz. Die grosse Lernhalle vereint zudem viele verschiedene Formen des Lernens und ist auch ein Rückzugsort für unsere Schülerinnen und Schüler.